Model mit Sonnenbrille und Cap posiert vor einer blauen Hütte
Mode-Mindset 2025
Wie Deutsche wirklich über Style, Trends und Selbstausdruck denken

Das deutsche Mode-Mindset 2025: Zwischen Pragmatismus und Passform-Krise

Mode war noch nie so zugänglich wie heute – und gleichzeitig noch nie so komplex. Online-Shopping, Fast Fashion, Nachhaltigkeit, Größenvielfalt: Die Modewelt verändert sich rasant, aber wie gehen die Deutschen damit um? Kaufen sie spontaner oder überlegter? Wird Mode wichtiger für die Identität oder unwichtiger im Alltag?
Um diese Fragen zu beantworten, haben wir eine repräsentative Umfrage mit 1.000 Deutschen durchgeführt. Die Ergebnisse überraschen: Fast jeder dritte Mann nutzt Kleidung bewusst als Statussymbol – bei Frauen ist es nur jede Fünfte. Deutsche shoppen pragmatischer denn je, spontane Modekäufe sind die Ausnahme. Und während Mode oft als "Frauenthema" gilt, zeigen sich Männer deutlich markenaffiner beim Kleidungskauf.

Der Stellenwert von Mode: Mehr Identität als Leidenschaft

Was verrät unsere Kleiderwahl über uns? Eine ganze Menge! Für die Mehrheit der Deutschen ist Mode ein wichtiger Teil ihrer Identität, doch die allgemeine Haltung zu Mode ist vor allem eines: pragmatisch.

Selbstausdruck ja, aber bitte praktisch

Für eine klare Mehrheit von 60,1 % der Deutschen ist Mode ein zentrales Mittel für Selbstausdruck und Identität. Frauen sehen dies mit 64,6 % noch etwas stärker so als Männer ( 55,6 %). Gleichzeitig betrachten aber auch 45 % aller Befragten Mode schlicht als notwendigen Teil des Alltags. Nur für 30,40 % ist sie wirklich „Hobby und Leidenschaft“.
Besonders bei der jungen Generation hat Mode einen hohen identitätsstiftenden Wert: 71 % der 18- bis 24-Jährigen definieren sich über ihren Stil. Mit zunehmendem Alter lässt diese Leidenschaft nach; bei den 55- bis 65-Jährigen sehen nur noch 19 % Mode als Hobby.

Die soziale Komponente: Männer nutzen Mode als Statement

Ein überraschendes Ergebnis unserer Umfrage: Männer nutzen Mode häufiger als soziales Instrument. 28,8 % der Männer betrachten Kleidung als „Mittel zur sozialen Zugehörigkeit“, bei den Frauen sind es nur 21 %. Dieser Unterschied ist besonders bei den 18- bis 24-Jährigen prägnant, wo 39 % Mode zur Abgrenzung und Zugehörigkeit nutzen.

Der deutsche Kleidungsstil: Lässig, zeitlos und selbstbestimmt

Jogginghose im Homeoffice, bequeme Jeans für den Einkauf, das Lieblingsshirt zum Treffen mit Freunden – Deutsche mögen es unkompliziert. Hauptsache, es sitzt gut und fühlt sich richtig an. Modische Experimente? Eher nicht so ihr Ding.

Casual ist King

40,6 % der Deutschen beschreiben ihren Stil als „lässig und praktisch“. Dieser Wert steigt mit dem Alter kontinuierlich an und erreicht bei den 55- bis 65-Jährigen einen Spitzenwert von 53 %. Männer ( 43 %) bevorzugen den lässigen Stil noch etwas mehr als Frauen ( 38,2 %). An zweiter Stelle folgt der “klassisch und zeitlose“ Stil mit 17,3 %. Deutlich weniger eine Rolle spielen hingegen experimentelle ( 9,9 %) oder rein funktionale ( 7,9 %) Stile.

Trend-Resistenz als Zeichen von Reife

Mit dem Alter wächst die modische Unabhängigkeit. Während sich nur 18 % der 18- bis 24-Jährigen gar nicht von äußeren Erwartungen beeinflussen lassen, steigt dieser Anteil bei den 55- bis 65-Jährigen auf beeindruckende 53 %. Insgesamt geben 37,1 % an, ausschließlich zu tragen, was ihnen persönlich gefällt.

Das Shopping-Verhalten: Preis, Qualität und Passform zählen

Wenn es um den Kauf geht, entscheiden handfeste Kriterien. Der deutsche Kleiderschrank wird mit Bedacht und einem klaren Fokus auf Langlebigkeit gefüllt. Dies spiegelt sich auch in der Budget-Planung wider: Für über 40 % der Deutschen hat Mode eine niedrige Priorität oder wird nur bei Bedarf ersetzt.

Preis-Leistung ist König

Das mit Abstand wichtigste Kaufkriterium für die Deutschen ist ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (67,2 %). Dies gilt über alle Altersgruppen und Geschlechter hinweg, ist aber bei den 55- bis 65-Jährigen mit 74 % am stärksten ausgeprägt. Direkt danach folgt der Wunsch nach langlebiger Qualität und hochwertigen Materialien (53,3 %). Aktuelle Trends ( 23,9 %) und die Marke ( 21,3 %) spielen eine deutlich untergeordnete Rolle.

Nachhaltigkeit: Überraschende Prioritäten

Überraschenderweise ist das Thema Nachhaltigkeit nicht bei der Gen Z, sondern in der mittleren Generation am stärksten verankert: 30 % der 35- bis 44-Jährigen achten auf eine faire Produktion, während es bei den Jüngeren (18-24 Jahre) 28 % sind. Interessanterweise legen Männer (25 %) auch mehr Wert auf Marken als Frauen ( 17,6 %).

Die nationale Passform-Krise

Ein tolles Teil entdeckt, zur gewohnten Größe gegriffen – und dann passt es einfach nicht. Zu eng hier, zu weit da, die Ärmel zu kurz oder der Schnitt sitzt komisch. Was eigentlich ein schöner Shopping-Tag werden sollte, wird zum Frust-Erlebnis. Unsere Umfrage zeigt: Dieses Problem kennen die meisten Deutschen nur zu gut.

Hoher Anspruch trifft auf harte Realität

Obwohl die perfekte Passform für 42,90 % ein entscheidendes Kaufkriterium ist – bei Frauen sogar für 47,60 % – wird die Suche nach der richtigen Größe für viele zur Herausforderung. Unsere Studie zeigt: Die Hälfte der Deutschen hat zumindest gelegentlich Probleme, passende Kleidung zu finden. Für fast jeden Vierten ( 23,9 % ) ist die Frustration dabei besonders groß: Sie geben an, „häufig“ oder sogar „immer“ Schwierigkeiten bei der Größensuche zu haben.

Die Frustration der Mitte

Besonders betroffen von dieser Passform-Problematik ist die Altersgruppe der 35- bis 54-Jährigen. In der Gruppe der 35- bis 44-Jährigen geben 28 % an, „häufig“ oder „immer“ Probleme zu haben – der höchste Wert aller Altersgruppen.

Generation Z im Fokus

Entgegen gängiger Klischees zeichnet unsere Umfrage für die 18- bis 24-Jährigen ein differenziertes Bild, das sich von der medialen Darstellung oft unterscheidet.

Hoher emotionaler Wert, geringe Priorität im Budget

Keine andere Altersgruppe misst der Mode einen so hohen emotionalen Wert bei: 71 % sehen sie als Teil ihrer Identität und 36 % sogar als Kunstform (vs. 7 % bei den 55-65-Jährigen). Gleichzeitig hat das Mode-Budget für die Gen Z aber eine erstaunlich niedrige Priorität. Nur 7 % geben an, deutlich mehr Geld für Mode auszugeben als für andere Hobbys. Dies deutet darauf hin, dass finanzielle Realitäten die Kaufentscheidungen stark prägen.

Trendbewusst, aber nicht Social-Media fokussiert

Die Gen Z ist zwar die trendaffinste Altersgruppe – 70 % achten zumindest gelegentlich auf aktuelle Trends (gegenüber 55% im nationalen Schnitt) –, doch das Narrativ der Influencer-Hörigkeit können wir nicht bestätigen. Soziale Medien und Blogs spielen bei der aktiven Informationssuche eine untergeordnete Rolle. Stattdessen ist der Einfluss des sozialen Umfelds hoch: 39 % nutzen Mode zur sozialen Zugehörigkeit.

Internationaler Ausblick: Deutschland vs. Frankreich

Um unsere Erkenntnisse zur Style-DNA der Deutschen in einen größeren Zusammenhang zu stellen, haben wir unsere Untersuchung auf Frankreich ausgeweitet. Der Vergleich offenbart aufschlussreiche kulturelle Unterschiede. Während für 60,1 % der Deutschen Mode ein Ausdruck der eigenen Identität ist, teilen nur 49,9 % der Franzosen diese Ansicht. Dafür betrachten unsere Nachbarn Mode deutlich häufiger als Kunstform ( 25,7 % in Frankreich vs. 16,8 % in Deutschland). Der wohl signifikanteste Kontrast zeigt sich bei der Passform: Für 42,9 % der Deutschen ist sie ein zentrales Kaufkriterium, in Frankreich hingegen nur für 21,3 %. Einig sind sich beide Nationen beim wichtigsten Kriterium: Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis steht sowohl in Deutschland ( 67,2 %) als auch in Frankreich ( 70,3 %) unangefochten an erster Stelle.

Fazit: Die pragmatische Mode-Nation

Deutschland und Mode – das ist eine ganz eigene Geschichte. Die Deutschen mögen schöne Kleidung, aber sie bleiben dabei auf dem Boden. Statt jedem Trend hinterherzulaufen, fragen sie sich lieber: Passt es? Ist es gut verarbeitet? Und was kostet es? Mode als Selbstausdruck ja, aber bitte mit Verstand. Das größte Problem dabei: Viele finden einfach nicht die richtige Größe. Fast jeder Zweite kennt die Frustration beim Anprobieren. Hier ist die Modebranche gefordert – denn der Wunsch nach gutsitzender Kleidung ist da, nur das Angebot stimmt oft nicht. Interessant wird es bei der jungen Generation: Sie zeigt, dass man auch mit kleinem Budget modisch sein und dabei seine Werte leben kann. Eine neue Art, mit Mode umzugehen – bewusster, aber nicht weniger leidenschaftlich.

Methodik der Umfrage

Die vorliegende Studie basiert auf einer repräsentativen Umfrage, die Ulla Popken mit dem Marktforschungsinstitut Appinio im April 2025 durchgeführt hat. Befragt wurden 1.000 Personen aus Deutschland ab 18 Jahren mit einer repräsentativen Verteilung nach Alter, Geschlecht, Bildung und regionaler Herkunft. In der Auswertung werden die Ergebnisse nach Männern und Frauen differenziert dargestellt, da diese die größten statistisch relevanten Gruppen in der Stichprobe bilden. Wir möchten betonen, dass diese binäre Darstellung keine Ausgrenzung anderer Geschlechtsidentitäten darstellt, sondern lediglich der statistischen Auswertbarkeit geschuldet ist. Außerdem verwenden wir auf dieser Seite wir das generische Maskulinum. Trotz der Verwendung schließen wir damit alle Menschen gleichermaßen mit ein. Die vollständigen Ergebnisse inklusive detaillierter demografischer Daten können auf Nachfrage eingesehen werden. Trotz größter Sorgfalt bei der Erhebung und Auswertung der Daten übernimmt Ulla Popken keine Haftung oder Garantie für die auf dieser Seite dargestellten Informationen. Durch Rundungen der Werte können in einigen Fällen minimale Abweichungen der Gesamtsumme aller Prozentangaben von 100% entstehen.